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Nemčija SSV Hollywood Leipzig† - Krisengespräche

Die achte Saison ist inzwischen einige Wochen alt und obwohl draußen die Sonne scheint, brauen sich im Büro von Marten Marvin Mull dunkle Wolken zusammen. Eine dicke Havanna im Mund und ein Glas Whisky in der Hand liest TripleM die Zusammenfassung des ersten Saisondrittels im Fußballmagazin Blutgrätsche. Während die Gesichtsfarbe langsam über blass zu dunkelrot wechselt, zeichnen sich an der anschwellenden Halsschlagader einige Extrasystolen ab. Zitternd zerknirscht TripleM die Havanna auf dem Schreibtisch und schluckt die 20cl Whisky in einem Zug. Die Haare auf eine Art und Weise zerraufend, das dagegen selbst eine postkoitale Frisur wie frisch gestylt ausschaut, stapft der Besitzer des SSV Hollywood Leipzig nun schnaubend durch das Büro auf und ab und denkt nach.
„NINAAAAAA!“

Agnieszka Wiśniewska, die polnische Chefsekretärin stürzt völlig aufgeregt ins Zimmer.
„Boss, alles in Ordnung? Sie sehen etwas ……äh durcheinander aus“
Mull, ganz sanft und mit den Augen an Ninas Dekolleté hängenbleibend: „Ach Nina, Sie sind der einzige Mitarbeiter, der etwas taugt….“
Nina: „Boss?“
Mull, die Augen wieder gerichtet und die Stimme fester: „Nina, alles Vollpfosten hier!“
Nina: „Boss?“
Mull: „ Nina, sagen Sie Scheidt bescheid. Ich will heute Abend alle Mitarbeiter sehen. Wird Zeit, das hier mal wieder durchgekehrt wird!“
Als Nina das Zimmer verlassen hat, schenkt sich Mull weitere 20cl Whisky ins Glas und setzt sich wieder in seinen Sessel, während die entgleisten Gesichtszüge langsam dem gewohnten teuflichen Grinsen weichen.

Stunden später, die Spieler haben das Vereinsgelände bereits verlassen, sammeln sich die Mitarbeiter vorm Bürogebäude.
„Scheidt, was soll das schon wieder? Wieder eins Deiner tollen Mitarbeitertreffen?“
Scheidt, Dozentenassi: „Aber ich hab doch gar nix damit zu tun. Ich…“
„Ja ja, genau wie beim letzten mal, als einige Mitarbeiter gehen mussten und der halbe Verein verkauft wurde?“
Scheidt: „Wirklich, ich weiß überhaupt nicht, was der Boss….“
Die Diskussion stoppt abrupt, als Nina plötzlich die Tür öffnet „Meine Herren, der Boss erwartet Sie“ und alle Mitarbeiter mit hängenden Köpfen ins Büro von Mull schleichen, wo TripleM mit einem vollen Glas Whisky in der Hand wartet.

Nina: „Hier sind die Mitarbeiter Boss“
Mull: „Alle da?“
Scheidt: „Graßl, Schaumburg, Faller fehlen. Ich habe sie nicht auffinden können. Boss, wirklich, ich……“
Mull: „ Halt die Klappe Scheidt. Genannte Mitarbeiter haben heute früh gekündigt.“
Leises Murmeln, alle wissen, was „haben gekündigt“ bedeutet.

Mull (ganz ruhig): „Meine Herren, ich musste sechs lange Saisons auf die zweite Meistertrophäe warten. Wollen Sie, das ich die dritte in meiner Gruft bewundern darf?“
Heftiges Kopfschütteln von allen Seiten.
Mull, nun wieder rot anlaufend und laut: „Was soll die ganze Scheiße hier? Haben Sie sich mal das erste Saisondrittel angeschaut? Selbst die Schmierenfinken in diesem Käseblatt Blutgrätsche verhöhnen uns. Und wissen Sie, was das Schlimme daran ist? Die haben recht!
Die Mädchen aus Hannover sind vor uns und diese Punkladies sind sogar schon 8 Punkte weg. Selbst mein geschätzter Kollege Materna ist mit seinen Karnevalskickern in Schlagweite. Fehlt eigentlich nur noch diese Heulsuse aus Wanne-Eickel vor uns, dann wäre der Supergau komplett!“

Betroffenes Schweigen, keiner traut sich den Mund aufzumachen.

Mull: „Aber da das letzte Mitarbeitertreffen so ein durchschlagender Erfolg war und wir danach mit ungeahnter Motivation die Meisterschaft gewinnen konnten, müssen wir wohl mal wieder miteinander …äh reden.“

„Wo sind die Physiotherapeuten?“
Piller, Mohrhammer im Chor: „Hier Boss“
Mull: „Mohrhammer, Du kannst Dich schon mal nach nem anderen Verein umschauen. Sobald wir einen neuen Mitarbeiter gefunden haben, packst Du zusammen“
Mohrhammer: „Aber Boss, ich….“
Mull(unterbricht ihn): „Kannst Du tanzen Mohrhammer?“
Mohrhammer: „Äh…ja Boss“
Mull: „Dann tanz ab!“
Mit hängenden Schultern verlässt Mohrhammer den Raum.
Mull: „Piller?“
Piller: „Ja Boss“
Mull: „ Ich bin verspannt. Nackenmassage!“
Ohne zu murren begibt sich der Physio hinter Mull und fängt an.

Mull: „So, kommen wir zu den Dozenten. Ich erwarte, dass die anderen Mitarbeiter noch mehr geschult werden. Ich denke, es ist eindeutig, das ich mit deren Leistung nicht zufrieden bin“
Leventov, Chefdozent: „Wir bauen gerade ein neues Schulungsgebäude, dann können wir den anderen Mitarbeitern noch mehr Druck machen.“
Mull: „Druck machen? Sehr gut, das gefällt mir. Leventov, richtig? Wo hast Du Ausbildung gemacht?“
Leventov: „Bulgarische Armee Boss, Ausbilder im Mädcheninternat für Spezialkommandos. Genau das richtige für diese Weiber hier. Schon mein Ausbilder hat gesagt: unter Druck wird aus Kohle Diamant“
Mull: „Guter Mann, sehr guter Mann! Dein Job ist sicher. Schnapp Dir Deinen Hibi und hab nen schönen Abend“

„Nikolaus?
Niklaus Steinmann, Leitender sportlicher Direktor: „Hier Boss“
Mull: „Sag mal Nikolaus, willst Du mich eigentlich verarschen? Noch keine einzige Zuchtperle diese Saison? Wo schaust Du Dich eigentlich um? Beim Frauenfußballverein?“
Steinmann: „Aber Boss, ich habe wirklich……“
Mull: „Schnauze Nikolaus! Keine Ausreden mehr. Nur weil Du der Nikolaus bist, bist Du nicht unkündbar. Wenn ich will, schicke ich den Weihnachtsmann und den Osterhasen los. Also beweg Deinen Arsch, schnapp Dir Deine Gehilfen und komm mir nicht wieder, bevor Du nicht jeden verdammten Bolzplatz im Umkreis von 100km nach Talenten für die Sportschule abgegrast hast. Und jetzt raus.“

„Merlin?“
Noah Merlin, Chefarzt: „Ja Boss“
Mull: „ Merlin, ich hab Kopfschmerzen. Ich hab keine Ahnung, woher. Hol mir ne Tablette. Und nimm Deinen Assistenten mit, Weißkittel machen mich nervös“
…zu Nina gewandt: „Nina, mach mir bitte nen Whisky, ich brauch was, um die Tablette runterzuschlucken“

„Wo sind die Manager?“
Roland Piatok, Chefmanager sowie Vanea und Pirc treten vor.
„Ahhh, die Unaussprechlichen. Ich möchte mir neue Spieler kaufen. Mit der Gurkentruppe kann man doch keine Meisterschaft verteidigen. Warum haben wir eigentlich kein Geld mehr? Muss ich erst Russisch Inkasso anrufen oder erzählt Ihr mir freiwillig, wo es ist?“
Piatok: „Ähh Boss, Sie haben letzte Saison für 360 Millionen zwei Neue gekauft und diese Saison für über 300 Millionen Bauaufträge in Gang gesetzt. Das Geld ist alle, wir sind im Moment einfach pleite.“
Mull: „Pleite? Willst Du mir sagen, ich kann mir keinen neuen Spieler kaufen. Warum bauen wir für so viel Geld aus?“
Piatok: „Ähh, war alles mit Ihnen abgesprochen Boss. Mit dem größeren Stadion und dem neuen Wirtschaftsgebäude erhöhen wir unsere Zuschauereinnahmen und die Sponsorengelder. Die Ausgaben werden vielfach wieder reinkommen.“
Mull: „Achso, ja. Das war eine wohl durchdachte und längerfristig geplante Entscheidung von mir. Aber das ändert nix daran, dass ich Geld brauche. Vorschläge?“
Piatok: „Ich hab mich mit den Trainern abgesprochen, Verkäufe werden zum Saisonende wieder Geld in die Kasse spülen. Bis dahin langt es jedoch nur für die wöchentliche Zigarren- und Whiskylieferung. Vielleicht kann der Trainer ja wenigstens einen Spieler…..“
Mull: „ Das langt, schnapp Dir Deine beiden Azubis und raus!“

„So, wen haben wir denn jetzt noch? Ahh, die Trainer.
Schael, Baer, ich bekomme jedes Mal nen visuellen Tinnitus, wenn ich unsere Auswärtsspiele schaue. Ich sehe nur Pfeifen! Schael, was ist los?“
Gideon Schael, Cheftrainer: „Boss, ich hab im Moment keine Ahnung. Wir haben gute Spieler, aber ich kann nicht……“
Mull (unterbricht ihn): „Genau Schael, da ist das Problem. Du kannst nichts! Ich werde mich auf dem Personalmarkt nach Alternativen umschauen. Vielleicht behalte ich ja einen von Euch als Assi, irgendwer muss ja schließlich die Hütchen aufstellen. Ach, und wenn Du gegangen bist, schau nach einem Spieler, den wir gewinnbringend verkaufen können. Und jetzt raus, alle!“

Nachdem alle gegangen sind und sich TripleM die inzwischen von Nina reingebrachte Kopfschmerztablette mit 20cl Whisky in den Rachen gestürzt hat, entspannt er sich wieder.
„Nina, ich frag mich, wie der Ewald das so lang ausgehalten hat, nur von Idioten umgeben“
Nina: „Ewald? Boss, falls Sie den Materna meinen…sagten Sie nicht, das ist ein Arschloch?“
Mull: „Ach Nina, das müssen Sie falsch verstanden haben. Ich denke, der Materna wird nur falsch eingeschätzt und verkannt.
Übrigens Nina, ich überlege ein Buch zu schreiben: Motivator Angst. Was halten Sie davon?“
Nina: „Ähh, das wird bestimmt ein durchschlagender Erfolg“
Mull: „Ja, das denke ich auch. Hmmm, vielleicht sollte ich Ewald anrufen und fragen, ob er als Gastautor ein Kapitel schreiben möchte……
Nina, diese Kopfschmerzen bringen mich um. Warum helfen diese verfluchten Tabletten nicht? Vielleicht habe ich bei diesen Temperaturen zu wenig Flüssigkeit getrunken? Nina, hol mir nen Glas Whisky“…………



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