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Nemecko SpikesClub of Silly Kicks - Zen und die Kunst einen Europapokal zu gewinnen

„Öffentliche Wöchentliche Sportzeitung“ vom 10.3.

Manni Plasberg bittet Johann Michael Graham Terry von Knuffhausen-zu-Alberni-auf-der-Höhe zum Gespräch:

Ich habe mich heute mit dem Präsidenten und Besitzer des SpikesClub of Silly Kicks, Johann Michael Graham Terry von Knuffhausen-zu-Alberni-auf-der-Höhe,
zu einem Interview verabredet. Es soll um den großen Erfolg seines Vereins in der letzten Saison und die Perspektiven für die neue Spielzeit gehen. Aber da der exzentrische Chef des SpikesClub für seine Seltsamkeiten bekannt ist, kann man nie genau sagen, wohin ein Gespräch führen wird. Zunächst warte ich eine halbe Stunde geduldig vor seinem Büro, bis ich schließlich von einer dunkelhäutigen Frau mit schwarzem Turban und wallenden roten Gewändern hereingelassen werde. Sie führt mich in einen holzgetäfelten Raum, dessen Wände mit allerlei dubios wirkenden Urkunden und Diplomen in unterschiedlichen Sprachen geschmückt sind. Das Büro wird von einem riesigen Mahagonischreibtisch dominiert, hinter dem die geheimnisvolle Frau stehen bleibt und mich starr anblickt. Sie nickt in Richtung eines prächtigen Ledersessels, in dem ich Platz nehme. Nach einer weiteren schweigsamen halben Stunde öffnet sich die Tür erneut und der Besitzer der Silly Kicks betritt den Raum, gekleidet in eine goldfarbene indische Kurta, in seinen Armen wiegt er den frisch gewonnen Pokal-der-Pokalsieger-Pokal wie ein kleines Kind. Er geht zu seinem Schreibtisch, springt sehr elegant auf ihn drauf und läßt sich in einen Schneidersitz nieder. Das Interview kann beginnen:

Manni Plasberg: Guten Tag, Herr von Knuffhausen-zu-Alberni-auf-der-Höhe, es freut mich...
JMGT von Knuffhausen-zu-Alberni-auf-der-Höhe: Doktor von Knuffhausen-zu-Alberni-auf-der-Höhe, so viel Zeit muß sein! Dr. para. psych. h.c. mult. um genauer zu sein. (...Er deutet auf die Urkunden an den Wänden...)

MP: Entschuldigung, natürlich. Dr. von Knuffhausen-zu-Alberni-auf-der-Höhe. Vielen Dank, daß sie uns die Gelegenheit für ein Interview geben. Sie sind ja ein viel beschäftigter Mann. Fangen wir mit dem nahe liegenden an: Wie fühlen sie sich mit ihrem Europapokal?
Dr. vKzAadH: Oh, ich fühle mich ganz hervorragend damit. Sieht er nicht toll aus? Wie er golden glänzt! Und wie zart er sich erst anfühlt! (...Streichelt den Pokal...)

MP: Ok... Das Finale gegen den lettischen Club Realcesis war ja doch sehr spannend und knapp. Wie haben sie das Spiel erlebt?
vK: Ach, ich war ganz ruhig. Nachdem der gute Franko (Zottl, Anmerkung der Redaktion) am Anfang direkt das 1:0 geschossen hat, war mir klar, daß wir das Ding gewinnen würden. Was sollte schon schiefgehen? Unser neues Stadion wurde nach Feng-Shui-Kriterien gebaut, der Platz gesegnet, das gegnerische Tor verflucht...

MP: Sie sprechen von ihrer neuen spirituellen Offensive?
vK: Genau! Das ist unser Vorsprung! Unser Verein wird jetzt nach strengen spirituellen Kriterien geleitet. Wir haben Swami Bughneshvar für die täglichen Meditationen der Spieler vor und nach dem Training, Vater Broderick von der Unsystematischen Kirche der letzten Befreiung reinigt und segnet die Spielstätten und Unterkünfte, unser guter Meister Fu kümmert sich um die himmlische Ordnung der Neubauten und dann wäre da noch meine neue persönliche Assistentin Madame Claudine. (...Deutet auf die immer noch regungslos hinter dem Tisch stehende Dame...) Sie kommt aus der Karibik und versteht sich auf... verschiedene Dinge. Außerdem schwätzt sie nicht so viel wie meine bisherige Assistentin, die musste ich leider entlassen. Hat mir zuviel mit der Sekretärin vom Mull (Besitzer des SSV Hollywood Leipzig, A.d.Red.) geplaudert. Hat wichtige Internas verraten. Ich habe mich um sie gekümmert... (...Schaut versonnen ins Nichts...) Aber wo war ich? Ja, die spirituelle Offensive, die hat uns voran gebracht!

MP: Sie haben ihre spirituellen Berater alle von ihrer langen Weltreise mitgebracht, von der sie am Ende der letzten Saison zurückgekehrt sind. Es wurde ihnen vorgeworfen - nicht von mir natürlich - daß das alles ein großer Schwindel sei, daß sie es mit ihrer exzentrischen Art seit ihrer Rückkehr übertreiben würden. Was sagen sie diesen Kritikern?
vK: Ach das sind nur Neider, die so etwas sagen. Die verstehen unseren fortschrittlichen Ansatz einfach nicht. Einen Trainer hat ja jeder, einen mentalen Trainer vielleicht auch noch, aber wir haben jetzt sogar einen spirituellen Trainer für unseren mentalen Trainer! Der Verein - und auch ich - waren in Saison 7 in einer gewissen Krise. Die Malediven waren nicht so schön wie gedacht, wir wurden nur Vierter im Pokal und der Meisterschaft. Dann kam ich wieder zurück und startete unsere spirituelle Offensive und wir wurden erst Pokalsieger und jetzt sogar Pokal-der-Pokalsieger-Sieger. (...Streichelt erneut den Pokal in seinen Armen...) Da können andere uns ruhig albern finden, der Erfolg gibt uns recht!

MP: Dann verraten sie uns doch bitte das Geheimnis ihres Erfolges. Wie gewinnt man einen Europopokal?
vK: Viele denken, ja, dazu bräuchte man Glück. Aber Glück gibt es nicht, nur Karma. Oder sie meinen, man müsse eine tolle Mannschaft besitzen? Aber das ist es auch nicht. Natürlich brauchen sie einen Nagy (Stürmer des SpikesClub, A.d.Red.) vorne oder einen Weißenhorn (CM, A.d.Red.) im Mittelfeld, aber das sind nur die Einzelteile... Sehen sie, das ist wie beim Motorradbau, das fährt ja auch erst, wenn die Teile richtig zusammengesetzt sind... Also, der Nagy ist quasi ein Kolben, der Weißenhorn die Zündung, Zaremba (Torwart, A.d.Red.) das Rücklicht und für die Einspritzpumpe nehmen wir Wolte (LM, A.d.Red.)... Moment, besser Leer oder Donius (AM, A.d.Red.)? Passt auch nicht... Wie kam ich jetzt auf Einspritzpumpe... Was wollte ich noch sagen? (...Schaut verwirrt drein...) Probieren wir es anders: Die Kunst einen Europapokal zu gewinnen ist wie Bogenschiessen! Genau, das ist es. Sie brauchen einen Pfeil, nehmen wir da unseren Stürmer Demchenko. Und der Bogen ist wie unser Verteidiger Sara. Und dann konzentrieren sie sich und schiessen Demchenko mit Sara aufs Tor... Aber dazu brauchen sie irgendwie noch ihre innere Mitte, wenn ich mich recht erinnere. (...Streckt begeistert einen Finger in die Luft...) Genau, so war es, sie müssen ihre innere Mitte finden und dann mit dem Bogen genau hinein schiessen... Auf einem Motorrad, welches sie vorher aus ihren Spielern und Trainern gebaut haben... Verstanden? Motorrad, Bogen, innere Mitte, Tor! So gewinnt man Pokale... Sie schauen so verwirrt, alles ok?

MP: Es tut mir leid, aber ich habe ihnen nicht ganz folgen können.
vK: Mh, ich gebe zu, es hört sich immer viel überzeugender an, wenn Swami Bughneshvar so etwas erzählt.

MP: Gut, vielleicht lassen wir das. Was sind denn die nächsten Vorhaben? Was will der SpikesClub in der neuen Saison erreichen?
vK: Es ist ja so, wir haben schon fast alles gewonnen. Die Meisterschaft, den Pokal, den Ligapokal. Und jetzt einen internationalen Pokal, dieses goldige Ding hier. (...Liebkost wieder den PdP-Pokal...) Da bleibt ja eigentlich nur noch die Champions League. Aber dazu reicht es leider noch nicht, dazu bräuchten wir die Große Spirituelle Offensive, doch hier fehlt mir bisher die Erkenntnis. Bis dahin... Wieder einmal vor dem SSV Hollywood Leipzig Meister zu werden wäre toll. Und dann dem Mull mit der Schale vor den Augen herum zu wedeln! Oder wir gründen einfach einen Cricket Club, schulen unsere Spieler um und versuchen uns dort... Aber erst einmal wollen wir unseren PdP-Pokal verteidigen...

MP: Entschuldigen sie, aber den können sie nicht verteidigen.
vK: (...Schaut irritiert...) Warum?

MP: Ähm, weil sie in der Champions League spielen.
vK: (...Schaut verärgert...) Das ist doch Quatsch, was sie da sagen. Wir haben immerhin den Pokal gewonnen! Wer käme denn auf so eine Idee?

MP: Der Verband. Ihr Verein ist Zweiter in der Liga geworden und so spielen sie am Montag in der CL-Qualifikation. Wenn sie mir nicht glauben, fragen sie ruhig nach.
vK: (...Schaut entsetzt...) Was? Und wieso weiß ich davon nichts? Da hätte man uns doch informieren müssen... Unsere Spieler sind noch im Trainingslager... Was machen wir denn jetzt?

MP: Es geht mich zwar nichts an, aber können sie ihre Leute nicht zurückholen?
vK: (...Schaut grenzdebil...) Zurückholen? Die sind irgendwo in der Ost-Ukraine! In irgendeinem superteuren neuen Sporthotel eines oligarchischen Verwandten von Demchenko! Ich weiß gar nicht, wie ich die erreichen soll... Die Spieler sind weg! Und die Trainer auch! Und Swami Bughneshvar und Vater Broderick ebenfalls... Wir haben doch nur noch Pfeifen hier... Das schreit doch wieder nach einer Verschwörung dieses Materna (Berühmter Manager von Bösinghoven, A.d.Red.)... Wo ist meine innere Mitte... Ich brauche unbedingt einen neuen Bogen... Wo ist mein Motorrad? (...Schmeißt den PdP-Pokal hinter sich, springt auf und rennt wie ein Wahnsinniger aus seinem Büro. Seine persönliche Assistentin fängt den Pokal auf, folgt dem Besitzer auf leisen Sohlen nach draussen und schaut mich dabei ausdruckslos an...)

MP: Ähm, ok... DR. VON KNUFFHAUSEN-ZU-ALBERNI-VON-DER-HÖHE, WIR DANKEN IHNEN FÜR DAS GESPRÄCH! (...Rufe ich ihm noch hinterher...)


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